15.12.2020
Immer mehr Modemarken-Anbieter setzen auf die Vorteile von RFID. Unter den 30 größten europäischen Anbietern in diesem Bereich haben bereits mehr als zwei Drittel die Technologie im Einsatz.

Im Herbst 2020 veröffentlichte das Fachmagazin TextilWirtschaft das Ranking der größten europäischen Modemarken-Anbieter nach Umsätzen (bezogen auf das Jahr 2019 bzw. das entsprechende Geschäfts­jahr). Dabei fällt auf, dass ein großer Teil der bestplatzierten Marken RFID einsetzt. Besonders bemerkenswert ist aber, dass der größte Teil der Unternehmen in diesem Feld, die RFID-Technologie nutzen, auch ihre Umsätze im Vergleich zum Vorjahr zum Teil erheblich gesteigert haben – also überdurchschnittlich erfolgreich waren.

Platz 1 des Rankings belegt Inditex aus Spanien. Mit Marken wie Zara, Massimo Dutti, Bershka, Pull & Bear und anderen erwirtschaftete das Unternehmen 28,3 Milliarden Euro, etwa 8,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Inditex nutzt RFID schon seit einigen Jahren und hat alle Zara-Logistikzentren und Hunderte Stores mit RFID-Technologie ausgestattet. Für Pablo Isla, CEO von Inditex, ist die Implementierung von RFID „eine der größten Veränderungen in der Art und Weise, wie wir unsere Geschäfte betreiben – die erfolgreichste Investition in der Firmengeschichte“. Für Isla steht auch fest, dass die Investitionen der Gruppe in Stores, Logistik und Technologie die Basis für die guten Umsatzergebnisse waren.

Damit gehört Inditex ganz sicher zu den Vorreitern im Modehandel. Aber auch zahlreiche andere Marken-Anbieter wie Adidas, Bestseller, Burberry, C&A, Calzedonia, H&M, Hermès, Kering, LPP, LVMH, Mango, Marks & Spencer, Moncler, Mulliez, OTB, Pentland, Prada oder Tommy Hilfiger verarbeiten mit Hilfe von RFID entscheidende Informationen in ihrem operativen Geschäftsbetrieb und das teilweise sogar schon länger als Inditex.

Der Sportartikler Decathlon, der zum französischen Familienunternehmen Mulliez gehört, und der polnische Konzern LPP (u. a. Reserved, Tallinder) beantworten die Frage, ob RFID einen positiven Beitrag zur Umsatzentwicklung der Unternehmen geleistet hat, mit einem klaren "Ja". LPP aus Danzig hatte für die Konzernmarke Reserved 2019 sogar zum RFID-Jahr ausgerufen. Die Gruppe hat den Umsatz um 12,6 Prozent gesteigert. Ähnlich sieht es bei Decathlon aus. In Deutschland konnte die französische Marke ihren Umsatz um 26 Prozent anheben.

Die RFID-Technologie ermöglicht die individuelle Identifizierung jedes Kleidungsstücks mit Hilfe von Radiofrequenzwellen. Die entsprechenden Informationen werden auf einem Chip, dem RFID-Tag, gespeichert. Handelsunternehmen, die RFID einsetzen, können damit nicht nur permanent Bestandsinformationen aus den Stores auswerten, sondern optimieren so ihre gesamte Logistikkette. Das hat konkrete Auswirkungen für den Fashion-Kunden oder wie Nike-CEO, Mike Parker, im August 2019 sagte: „RFID wird schnell zum präzisesten Werkzeug in unserem Arsenal, um den spezifischen Bedarf eines einzelnen Verbrauchers zum genau richtigen Zeitpunkt zu erfüllen.“ Anders formuliert: Das Erfolgsgeheimnis ist, die benötigte Ware am richtigen Ort und zu jeder Zeit verfügbar zu haben – es sei denn, die Kollektion ist überall ausverkauft.

Sicher ist nicht RFID allein für den Erfolg und die Umsatzsteigerungen der erfolgreichsten europäischen Modemarken-Anbieter verantwortlich, aber im Wettbewerb um kaufwillige Kunden nimmt das RFID-gestützte Bestandsmanagement offensichtlich eine Schlüsselposition im Fashion-Business ein. Schließlich kauft der Kunde, wo er will und nur dann, wenn die Ware wirklich verfügbar ist. Genau deshalb ist Omnichannel-Commerce inzwischen ein wichtiger Treiber für den Einsatz von RFID.

 

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